Gestern abend, wartend eingereiht an einer Supermarkt-Kasse, 3 Leute stehen in der Schlange hinter einer älteren Dame.
Sie brauchte ca 5 Sekunden, um die 2 Milchkartons von der Ablage zu nehmen und im Wagen zu verstauen.
Der Einkaufswagen wirkte ziemlich sperrig im Gegensatz zur kleinen, etwas gebeugten Frau.
Dann die Tüte mit den 3 Äpfeln, einer kullerte raus und fiel auf den Boden.
Sie versuchte natürlich gleich, ihn aufzuheben.
Dies gestaltete sich, aufgrund der anatomischen Gegebenheiten des Alterns,
als schwierig für sie.
Leider stand ich an der anderen Kasse in der Warteschlange.
Der Apfel war wieder in der Tüte, sie richtete sich mit geplagtem Gesicht langsam auf.
Dann noch 1 Stück Butter und ein paar andere, alltägliche Lebensmittel.
Nun das Bezahlen: sie öffnete ihre Geldbörse und versuchte mit zittrigen Fingern,
den Schein herauszuklauben.
Da hörte ich, wie ein wartender Herr, das Alter konnte ich schlecht einschätzen,
etwas durch seinen nicht vorhandenen Bart grummelte.
Er wurde lauter, als der Geldschein sanft und sicher aus der Hand der alten Dame glitt und leider nicht,
wie vorgesehen, in der Hand der Kassiererin landete.
Sondern direkt zu Füßen der Dame.
Somit musste sie sich wieder bücken.
Am liebsten wäre ich über die Süßkramgrabbeltische und die eingesperrten Zigaretten gesprungen, um der Dame zu helfen.
Der nörgelnde Herr wurde lauter und meinte, „…das darf doch nicht wahr sein!
Wie lange dauert das denn?…“
Die wartende Frau vor ihm nickte dazu zustimmend und schob ihren Korb demonstrativ 5 Zentimeter weiter vor.
Davon kam aber die alte Dame auch nicht schneller wieder in die Gerade.
Sie tat mir leid.
Endlich, der Bezahlvorgang neigte sich dem Ende zu, äußerte sich die Kassiererin freundlich zu ihrer Kundin:
„Vielen Dank für ihren Einkauf, ich hoffe, Sie haben einen angenehmen Heimweg.“
Die alte Dame schien sehr überrascht und lächelte die Kassiererin an:
„Vielen Dank für ihre Geduld und auch für Sie einen schönen Tag.“
Sie schob ihren Wagen mit dem bescheidenen Einkauf aus dem Kassenbereich und wirkte auf mich ziemlich erschüttert.
Neben der Kasse stand offensichtlich ihr Rollator. Den hatte sie wohl schon vorm Einkauf dort abgestellt.
Dann versuchte sie mühevoll, ihre einzelnen Einkaufsposten in der Rolli-Tasche zu verstauen.
Mir gingen dann so einige Fragen durch den Kopf…
Wie wir wohl in ihrem Alter so zurecht sind? Gibt es dann noch Supermärkte mit Wagen und Kassiererin?
Müssen wir dann trotz Gicht, Rheuma und zerbrechlichen Knochen noch selbst den Wagen schieben?
Gibt es dann noch (ein Fünkchen) Respekt, Verständnis, Freundlichkeit,
Toleranz und Hilfsbereitschaft zwischen uns Lebewesen?
Ob Mann, ob Frau, klein oder groß, alt oder jung, dick oder dünn…
Was macht denn das für „einen Unterschied“?
Meinerseits ein herzliches Dankeschön an die wirklich freundliche Kassiererin
für ihre aufmunternden, freundlichen Worte…
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